Tri (sanskrit: drei), Dosha (sanskrit: Fehler, Verderber). Tridosha beschreibt also drei Fehler. Im Ayurveda bezieht sich dies auf ein Ungleichgewicht der Elemente im Körper. In der Vedanta-Tradition (indische Philosophie, die sich auf die Veden beruft) wird der Begriff Tridosha ebenfalls verwendet und bezeichnet dort drei Verderber im Geist: Mala (Egoismus), Vikshepa (Unruhe) und Avarana (Schleier der Unwissenheit). Diese lassen sich auch auf die ayurvedischen Tridosha übertragen. Die Doshas sind keine materiellen Substanzen, sondern dynamische Kräfte, welche unsere biologischen und psychischen Prozesse steuern.
Die fünf Elemente (Pancha Mahabhuta)
Im Ayurveda geht man davon aus, dass alles in der Welt aus den fünf Elementen besteht. Jeder Stein, jede Pflanze und jedes Lebewesen hat diese fünf Elemente in sich:
Erde (Prithivi)
Wasser (Apha)
Feuer (Agni)
Luft (Vayu)
Äther / Raum (Akasha)
Demnach besteht der menschliche Körper aus allen fünf Elementen. Diese sind nicht in gleichen Anteilen vorhanden. Je nachdem welche Elemente dominieren, ergibt sich das Dosha (Konstitutionstyp, Bioenergie). Dies kann ein reiner Typ sein (Vata, Pitta, Kapha) oder ein Mischtyp (Vata-Pitta, Vata-Kapha, Pitta-Kapha). Sehr selten kommt es vor, dass alle drei Doshas ausgewogen sind. Man spricht dann vom Vata-Pitta-Kapha bzw. Tridosha-Konstitution.
Angeborene und erworbene Konstitution
Im Ayurveda unterscheidet man zwischen dem angeborenen Dosha (Prakriti) und dem erworbenen Dosha (Vikriti). Unser Prakriti wird bei unserer Geburt bestimmt. Einflussfaktoren dafür sind die Eltern, der Zustand der Mutter während der Schwangerschaft und der Jahreszeit und dem Ort unserer Geburt. Die Elemente haben eine ganz individuelle Balance, dadurch ergibt dich die Prakriti (angeborene Dosha). Allerdings kann diese durch länger einwirkende Ungleichgewichte verfälscht werden. Daraus ergibt sich die Vikriti (momentan vorherrschende Dosha). Bei der Selbsteinschätzung sollte man unbedingt beachten, dass länger anhaltende Lebensumstände das Ergebnis verfälschen können. Um ein möglichst klares Bild zu erhalten, wird das Dosha von Ayurvedaberatern und -ärzten durch Körpermerkmale, Pulsfühlen und Befragung bestimmt.
Um Gesundheit aufrecht zu erhalten, muss man sein eigenes Dosha kennen und wissen, wie man es balancieren kann. Dies gelingt mit Nahrung, Gewohnheiten und unterschiedlichen yogischen Techniken (Asanas, Pranayama, Kriyas,..).
Tridosha – die drei Konstitutionstypen
Vata (Bewegungsprinzip)
Dominierende Elemente: Luft & Raum
Körperliche Merkmale: leichter Knochenbau, zierlich, schlaksig, schlank, trockene Haut, feine Haare, neigt zu Verstopfung und Blähungen, unregelmäßiger Appetit, brüchige Fingernägel, leichter Schlaf, knacksende Gelenke
Charakter: sprunghafter und ruhelos Geist, kreativ, gesellig, schnelle Bewegungen, launisch, ändert gerne seine Meinung, nervös
Körperliche Störungen: zu viel Vata kann zu trockener Haut, Schlafstörungen, Nervosität, Verstopfung sowie Problemen mit dem Bewegungsapparat führen.
Balancieren: Ein Ungleichgewicht führt zu Furcht und Angst. Wenn Vata ausgeglichen ist, entfaltet sich Kreativität und Leichtigkeit.
Was gleicht Vata aus:
- Regelmäßigkeit / Struktur: feste Essenszeiten, Tagesplan
- Essen: keine Rohkost!, sondern süßes, saures und salziges, heißes, schweres und weiches Essen, welches gut gekocht ist.
Wärmende Gewürze: Zimt, Cardamom, Kurkuma, Ingwer, Nelken
- Wärme: warmes Wetter, warme Getränke
- Erden: Spaziergänge in der Natur, Gartenarbeit, Barfuß gehen
- Yogasanas: Erdende und beruhigende Posen. Also fast alle Asanas, besonders jedoch Uttanasana (stehende Vorbeuge), Dhanurasana (Bogen), Paschimottanasana (sitzende Vorbeuge), Sarvangasana (Schulterstand) und Halasana (Pflug)
- Pranayama: Nadi Shodhana (beruhigt den Geist und erdet)
- Meditation: Mantra Meditation mithilfe einer Mala (hilft den Geist ruhig zu halten)
Pitta (Umwandlungsprinzip)
Dominierende Elemente: Feuer & Wasser
Körperliche Merkmale: sportlicher und gut proportionierter Körper, schnelle Verdauung, guter Appetit, weiche Fingernägel, guter Schlaf, Schwitzen, robuster Stoffwechsel („kann Steine verdauen“)
Charakter: intelligent und scharfsinnig, ehrgeizig, guter Anführer, neigt zu Eifersucht, zielstrebig, dynamisch, kraftvoll
Körperliche Störungen: zu viel Pitta kann zu Hautkrankheiten, Gastritis und Migräne führen.
Balancieren: Unausgeglichenheit des Pitta führt zu feurigen Emotionen wie Wut, Hass und Eifersucht. Wenn Pitta ausbalanciert ist, entfaltet sich die Ausstrahlung und Mut.
Was gleicht Pitta aus:
- Abkühlung: Kühlende Lebensmittel (Gurke, Melone, Apfel, Brokkoli, Kartoffeln, Zucchini, Amarant, Buttermilch…), warme Getränke (Körper produziert Hitze um kühle Getränke aufzuwärmen), keine Sonnenbäder zur Mittagszeit, Stress reduzieren, Ehrgeiz kontrollieren
- Essen: frisch zubereitetes, leicht öliges, süßes, bitteres und herbes, nicht zu heißes Essen (Körpertemperatur). Fixe Essenszeiten. Keine säurehaltigen Lebensmittel (z. B. Kaffee, Alkohol, Tomaten, Spinat, Knoblauch, Zitrusfrüchte)
- Erden: Spaziergänge in der Natur, Gartenarbeit, Barfuß gehen
- Yogasanas: beruhigende und nicht aufheizende Posen, speziell solche die die Region um den Nabel und den Solar Plexus aktivieren: Ustrasana (Kamel), Bhujangasana (Cobra), Sirshasana (Kopfstand).
- Pranayama: Shitali oder Shitkari (kühlende Wirkung)
- Meditation: Atemmeditation (beruhigt den Körper und den Geist)
Kapha (Stabilitätsprinzip)
Dominierende Elemente: Erde & Wasser
Körperliche Merkmale: kräftiger, manchmal übergewichtiger Körper, nimmt leicht zu, regelmäßige Verdauung, dickes Haar, starke Fingernägel, tiefer Schlaf, gutes Gedächtnis, langsame Bewegungen
Charakter: treu, ruhig, ausgeglichen, sanft, gutes Durchhaltevermögen, neigt zu Lethargie, stabil
Körperliche Störungen: zu viel Kapha kann zu Übergewicht, Antriebslosigkeit, verschleimte Atemwege und in späterer Folge auch zu Diabetes und Tumoren führen.
Balancieren: Wenn Kapha unausgeglichen ist, treten Neid, Gier und Haften an Dingen und Menschen auf. Ist Kapha ausgeglichen bringt es Liebe, Ruhe und Gelassenheit.
Was gleicht Kapha aus:
- Bewegung: regelmäßiger Sport.
- Essen: warmes, trocknes und leichtes Essen im Geschmack scharf, herb und bitter. Generell wenig Essen.
- Beschäftigung: nicht zu viel Schlaf (kein Mittagsschlaf), Aktivitäten, aktive Freizeitgestaltung
- Yogasanas: anregende und wärmende Posen, insbesondere jede, die den Brustraum öffnen: Ustrasana (Kamel), Setu Bandhasana (Brücke). Auch Suryanamaskar (Sonnengruß) ist ideal für Kapha, da es gegen Übergewicht und Depression hilft. Der Sonnengruß ist sehr aktiv, produziert Hitze und öffnet die Brustgegend.
- Pranayama: Bhastrika (regt den Energiefluss an)
- Meditation: Gehmeditation (bring Aktivität und Konzentration)
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