Um gleich zu Beginn mit einem Vorurteil aufzuräumen: Yogische Ernährung kommt aus Indien, aber nicht jedes indisches Essen ist yogisch! Aber was genau ist dann yogische Ernährung?
Warum Yogische Ernährung?
Im Westen ist Yoga immer noch als Fitness-Trend verbreitet. Doch mittlerweile entdecken mehr und mehr Menschen die tieferen Ebenen des Yoga. Dazu gehört neben Meditation, Atemübungen und Reinigungstechniken auch die yogische Ernährung.
Ernährung sollte für alle Ebenen gesund sein – für den physischen Körper, den Energiekörper, den intellektuellen Körper sowie für den emotionalen Körper. Diese Anforderung wird, im Gegensatz zu vielen anderen Ernährungssystemen, von der yogischen Ernährung erfüllt.
Yoga betrachtet den Mensch nicht als physischen Körper, sondern als Seele, die einen Körper und einen Geist besitzt. Yogische Ernährung beachtet also auch die Wirkung der Nahrung auf die Lebensenergie (Sanskrit: Prana) und die geistigen Fähigkeiten.
Die richtige Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil des Yoga. Durch nährstoffreiches und vegetarisches Essen bringen wir Prana in unseren Körper und verbessern unsere Yogapraxis.
Alles im Universum ist Nahrung. Alles was wir sehen ist Nahrung für unsere Seele. Der Entwicklungsstand unserer Seele entscheidet darüber, welche Nahrung wir verdauen können. Folglich spiegelt die Nahrung, die uns schmeckt, unseren Entwicklungsstand wider.
Du hast keine Seele. Du bist eine Seele. Du hast einen Körper. – Buddha-
Die drei Arten von Nahrung
Nach der Lehre des Ayurveda („Wissen vom Leben“) kann Nahrung (Sanskrit: Anna) in drei Gruppen eingeteilt werden.
Tamasige Nahrung
Tamasige Nahrung ist nicht gut für dich. Es macht das Bewusstsein grobstofflich und den Geist träge. Dazu gehören:
Fleisch, Fisch, Alkohol, Drogen, zu viel Medikamente, Zwiebel, Knoblauch, unreife, überreife oder gar faule Nahrungsmittel, Vergorenes, Konserven, Tiefgekühltes (Eiskristalle beschädigen die Zellwände), Aufgewärmtes (Prana entweicht) und vor allem auch zu viel Essen.
Rajasige Nahrung
Rajasige Nahrung macht dich unruhig – deinen Körper, deinen Geist und deine Emotionen. Um das zu vermeiden, reduziere folgende Nahrungsmittel auf ein Minimum:
Eier, Kaffee, schwarzer Tee, weißer Zucker, Weißmehl und alle Produkte daraus, scharfe Gewürze, Saures und Bitteres. Zu Rajasig zählt des Weiteren: zu hastiges Essen, ungenügend Kauen und zu viele verschiedene Lebensmittel auf einmal zu sich zu nehmen.
Sattwige Nahrung
Sattwig ist alles, was Prana bringt, gut verdaulich ist und deinen Geist leicht und friedvoll macht. Diese Nahrung lässt deine geistigen und spirituellen Fähigkeiten aufblühen. Sattwig ist die ideale Nahrung für jeden Yogi und jede Yogini.
Wie ernähre ich mich yogisch?
Sattwige Ernährung ist also yogische Ernährung. Sie ist süß, saftig und ölig und verlängert die Lebensdauer und erhöht die Lebensqualität. Sattwige Ernährung besteht aus folgenden Nahrungsgruppen:
Getreide
Alle Vollkorngetreide-Produkte (Achtung! Dunkel ist nicht gleich Vollkorn. Oft wird Brot mit Malz dunkel eingefärbt. Sieht gesund aus, ist aber nicht nährstoffreicher als Weißbrot.), Vollreis, Hirse, Buchweizen, Vollweizengries, Grünkern, Quinoa, Dinkel, Amaranth, Roggen, Gerste, Tapioka und Kartoffeln (sind zwar Gemüse, werden ernährungsbiologisch aber wie Getreide bewertet).
Hülsenfrüchte
Linsen in allen Farben; Bohnen: Ackerbohnen, Azukibohnen, Sojabohnen und Soja-Produkte wie Tofu und Tempeh (sehr lecker!!), fertige Sojamilch hingegen ist künstlicher als Cola; Erbsen: Kichererbsen, grüne Erbsen, gelbe Erbsen… Um Hülsenfrüchte verdaulich zu machen, müssen sie gut gekocht und weich sein. Ab besten am Tag zuvor schon einweichen. Meine Lieblingsspeisen mit Hülsenfrüchten sind Dahl (indischer Linsenbrei) und Hummus (israelisches Kichererbsenpüree).
Gemüse und Salate
Verwende frisches, saisonales und regionales Gemüse. Rohkost bringt am meisten Prana in den Körper, aber Achtung: Rohkost steigert Vata (Luft) im Körper. Meide also rohes Gemüse, wenn du zu diesem ayurvedischen Konstitutionstypen zählst.
Obst
Je frischer, desto besser. Lieber eine Birne aus Opas Garten, also ein Banane aus Ecuador.
Hier findest du einen Saisonkalender, damit du weißt, wann welches Obst und Gemüse bei uns reif ist. https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/saisonkalender/inhalt
Milchprodukte
Diese Gruppe ist mittlerweile etwas umstritten. Vor gar nicht so langer Zeit waren unsere Milchprodukte noch gesund. Ich kann mich noch gut erinnern, dass mich meine Mutter zum benachbarten Bauern schickte um frische Milch zu holen. Heute holen wir uns die Milch aus dem Kühlregal, vorzugsweise die „Länger frische“, denn wer will schon saure Milch im Kühlschrank stehen haben.
Milchprodukte sind eine wichtige Säule der yogischen Ernährung. Leider erhalten wir heute nicht mehr so einfach gesunde Milch. Wir bekommen ein ultrahocherhitztes Gebräu von hochgezüchteten Hochleistungskühen, die mit Antibiotika und Kraftfutter „gesund“ gehalten werden.
Bei Milch und Milchprodukten ist es also wichtig, auf die Qualität zu achten. Falls möglich, solltest du deine Milch von einem Bauer beziehen, dem du vertraust.
Du solltest täglich Nahrung aus allen fünf sattwigen Gruppen essen. Nicht jeder verträgt auch alle Produkte. Probiere also aus, welche Lebensmittel und welche Kombinationen am besten für dich passen.
Tipps zur yogischen Ernährung
- Esse nur, wenn du Hunger hast. (Appetit ist nicht Hunger!)
- Erst wieder Essen, nachdem die letzte Mahlzeit verdaut ist (ca. 4h).
- Keine Zwischenmahlzeiten
- Hautmahlzeit zu Mittag essen – zu dieser Tageszeit ist die Verdauung am stärksten.
- Langsam und gründlich kauen – Verdauung beginnt im Mund.
- Aufmerksam Essen – Konzentriere dich auf deine Nahrung und würdige sie.
- Frieden am Tisch – Diskussionen sind beim Essen fehl am Platz, nicht im Stehen essen, nicht unter Stress essen.
- Höre auf, bevor du voll bist. Die Lehre des Hatha-Yoga empfiehlt deinen Magen zur Hälfe mit Nahrung zu füllen (das entspricht ca. zwei Hände voll), ¼ mit Wasser und den Rest leer zu lassen.
- Esse angepasst an die Jahreszeit, deine Region und deinen Konstitutionstyp (Vata, Pitta oder Kapha)
- Ändere deine Ernährung allmählich und nicht schlaghaft.
Warum vegetarisch?
Im Yoga gilt das Prinzip der Gewaltlosigkeit (Sanskrit: Ahimsa). Wer einen yogischen Lebensstil führen will, sollte anderen Lebewesen nicht unnötig Gewalt zufügen.
Des Weiteren lebt man mit einer ausgewogenen vegetarischen Ernährung auch gesünder. Wir können tierisches Gewebe nicht zu menschlichen verarbeiten, daher nimmt die tierische Energie zu und verdrängt langsam die menschliche aus unserem Körper. Das weckt die Neigung der fleischfressenden Tiere (Sanskrit: Samskaras) in uns und fördert Wut, Furcht und andere negative Gefühle. Fleisch bringt eine subtile Energie in unsere Aura, welche den Fluss des Pranas stört.
Gut geplante vegetarische Ernährung eignet sich für jede Lebenslage: Schwangerschaft, Stillen, Kindheit, Pubertät und auch im höheren Alter. In Indien sind 40% der Bevölkerung Vegetarier und Fleischesser werden „Nicht-Vegetarier“ genannt.
Was bringt mir yogische Ernährung?
Wenn du dich an die yogische Ernährung hältst, wirst du wieder zu deinen natürlichen Instinkten finden, die dir sagen, was gut und was schlecht ist für dich. Deine Yogapraxis wird einen Boost erleben und du kannst in eine neue Stufe des Bewusstseins eintreten. Deine Geschmacksempfindungen werden sich verändern und die Lust auf tamasige und rajasige Nahrung wird verfliegen. Yoga-Ernährung ist dazu entwickelt worden, um auf dem eigenen spirituelle Weg voran zu kommen. Auch wenn Erleuchtung nicht dein Ziel ist, wirst du schnell die Wirkung der yogischen Ernährung spüren: Dein Körper ist gesund, widerstandsfähig und deine Selbstheilungskräfte werden aktiviert.
Mehr zur yogischen Ernährung erfährst du in unserem gratis Video oder in unserer Yogalehrer-Ausbildung, unserem Schamanismusausbildung und unseren Yoga Retreats.
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